Orgeln im Exil

Das Projekt

Jill Luise Muessigs Projekt Orgeln im Exil thematisiert filmisch anhand von sechs Orgeln eine Konsequenz des Kohleabbaus im Mitteldeutschen Braunkohlerevier: das Exilieren von Orgeln. Das Projekt besteht aus einer Konzertreihe, die von Ende August bis Anfang Oktober 2022 in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stattfand, flankiert von Filmen zu den einzelnen Orgeln sowie einer Ausstellung.

Der 18-jährige Maximilian Kordisch hat für die Orgeln im Exil eine Toccata geschrieben und sie an jede einzelne Orgel angepasst. Die Toccata ist Teil des musikalischen Programms an allen sechs Konzertorten, weitere Stücke wurden von Kordisch jeweils entsprechend der örtlichen Gegebenheiten – zum Beispiel der Anzahl der Orgel-Manuale – ausgewählt und gespielt. Die Künstlerin Jill Luise Muessig und Alexandra Czok haben sechs Filme gedreht, von denen jeder eine Kirche, deren Orgel und Kordisch, der das Stück spielt, zeigt. Bei den Konzerten wurde der zur jeweiligen Kirche und Orgel gedrehte Film als Premiere vorgeführt.

Das Projekt macht ein Stück Regionalgeschichte sichtbar, es möchte die Geschichte der Orgeln im Exil vor dem Vergessen bewahren und sie lebendig halten.

Filme

Orgeln im Exil

Borna
Emmauskirche
Von Heuersdorf nach Borna

Ein Film von Jill Luise Muessig und Alexandra Czok

Kamera und Schnitt Alexandra Czok
Ton Matti Rabold
Musik Maximilian Kordisch

Die Premiere fand am Montag, 22. August 2022 statt.

Orgeln im Exil

Ermlitz
Evangelische Dorfkirche
Eine Orgel kehrt zurück

Ein Film von Jill Luise Muessig und Alexandra Czok

Kamera und Schnitt Alexandra Czok
Ton Matti Rabold
Musik Maximilian Kordisch

Die Premiere fand am Samstag, 27. August 2022 statt.

Orgeln im Exil

Reichenberg
Ev.-luth. Kirchgemeinde Reichenberg
Orgel aus Trachenau

Ein Film von Jill Luise Muessig und Alexandra Czok

Kamera und Schnitt Alexandra Czok
Ton Matti Rabold
Musik Maximilian Kordisch

Die Premiere fand am Samstag, 10. September 2022 statt.

Orgeln im Exil

Großdeuben
Katharinenkirche
Orgel aus Cröbern

Ein Film von Jill Luise Muessig und Alexandra Czok

Kamera und Schnitt Alexandra Czok
Ton Matti Rabold
Musik Maximilian Kordisch

Die Premiere fand am Samstag, 17. September 2022 statt.

Orgeln im Exil

Neustadt/Harz
Pfarrkirche St. Georg
Die Große: Orgel aus Eythra

Ein Film von Jill Luise Muessig und Alexandra Czok

Kamera und Schnitt Alexandra Czok
Ton Matti Rabold
Musik Maximilian Kordisch

Die Premiere fand am Samstag, 24. September 2022 statt.

Orgeln im Exil

Halle
Dom zu Halle
Weitgereist: Orgel aus Kreudnitz

Ein Film von Jill Luise Muessig und Alexandra Czok

Kamera und Schnitt Alexandra Czok
Ton Matti Rabold
Musik Maximilian Kordisch

Die Premiere fand am Samstag, 08. Oktober 2022  statt.

Biographien

Jill Luise Muessig

Jill Luise Muessig

Jill Luise Muessig wurde 1969 in Magdeburg geboren und lebt und arbeitet in Leipzig. Die ausgebildete Offsetdruckerin studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) bei Prof. Tina Bara, Prof. Joachim Brohm und Prof. Joachim Jansong. Ihr Meisterstudium absolvierte sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) bei Prof. Alba D´Urbano.

Ihre Idee für das Projekt Orgeln im Exil entstand, als sie beim Hören von Orgelklängen in einem Kirchenraum von inneren Bildern und Emotionen durchströmt wurde. Aus dieser Emotionalität erwuchs bei Muessig der Wunsch, die Schönheit dieser Raum-Klang-Situation in filmischer Form zu interpretieren.

Maximilian Kordisch

Maximilian Alexander Kordisch

Maximilian Kordisch wurde 2003 geboren. Der begabte und musikalisch versierte Kordisch spielte zunächst Klavier. 2019 begann er mit dem Orgelspielen in der Auenkirche in Markleeberg.

Für Orgeln im Exil hat er eine Toccata komponiert. Kordisch komponiert klassisch auf Notenpapier am heimischen Klavier. Die Toccata hat er für jede der sechs Orgeln angepasst. Somit wird auf jeder Orgel eine neue, spannende Interpretation der Toccata zu hören sein.

Weitere Informationen zur Toccata, pdf-Datei 92 kB

Die Orgeln

Emmauskirche Borna

Emmauskirche Borna

Die Orgel der Emmauskirche in Borna wurde 1850 von Urban Kreutzbach erbaut und stand in der Dorfkirche in Heuersdorf, etwa 12 km westlich von Borna. 2007 wurde sie im Ganzen nach Borna umgesetzt, um dem Tagebau Schleenhain Platz zu machen. Über 50 Firmen aus der Region waren am Transport und der anschließenden Sanierung beteiligt. Im Jahr 1990 lebten in Heuersdorf 347 Menschen, die letzten Bewohner haben Heuersdorf im Sommer 2009 verlassen. Die Restauration der Orgel verantworteten die Orgelbauer der Radebeuler Firma Lindner Thomas Bartsch, Johannes Lindner, Frank Preiter und Michael Gruner. Die Wiedereinweihung der Orgel und Kirche fand am 24. März 2008 statt.

Dorfkirche Ermlitz

Dorfkirche Ermlitz

Die Orgel der im 13. Jahrhundert errichteten Dorfkirche Ermlitz wurde zwischen 1801 und 1804 von Gottlieb Mauer erbaut und von Johann Gottlieb Krug fertiggestellt. Die Orgel erlebte eine Odyssee von Verkauf, Umsetzung und Rückbau bevor sie 2016 zurückgeholt wurde an ihren alten Standort; ein Verdienst des Komponisten und Organisten Volker Bräutigam († 2022). Bräutigam war seinerzeit Dozent an der Hochschule für Kirchenmusik in Halle/Saale. Er regte an, die Orgel nach Dölau zu verkaufen. Somit wurde ihr Überleben gesichert. Bräutigam gab auch den Anstoß zur Rückkehr der Orgel. In Döhlau wie für Ermlitz wurde sie von der Orgelbaufirma Reinhard Hüfken aus Halberstadt restauriert und wieder aufgebaut.

Ermlitz und die Dorfkirche sollten dem Tagebau Merseburg-Ost weichen, konnten aber im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung vor dem Abriss bewahrt werden. Am 17. Juni 2018 wurde die Kirchenorgel neu geweiht.

Ev.-Luth. Kirchgemeinde Reichenberg

Ev.-Luth. Kirchgemeinde Reichenberg

Die Heimatkirche der Orgel aus Trachenau wurde im 12. Jahrhundert errichtet, die Orgel 1760 von Jacob Oertel erbaut. 1962 fiel die Kirche dem Braunkohlebergbau des Tagebaus Witznitz II zum Opfer, die Orgel fand in der Kunigundenkirche in Borna eine temporäre Heimat. Auch die 450 Einwohner Trachenaus wurden zwischen 1962 und 1965 ausgesiedelt, da Trachenau komplett abgebaggert wurde. 1987 wurde die Orgel an ihren heutigen Standort umgesetzt, von Wilhelm Rühle restauriert und zu Pfingsten am 7. Juni 1987 geweiht.

Katharinenkirche Großdeuben

Katharinenkirche Großdeuben

Die Orgel der Großdeubener Kirche wurde ursprünglich 1754/55 von Christian Ernst Friederici für die Kirche zu Cröbern erbaut. Cröbern fiel in den 1960er Jahren dem Tagebau Espenhain zum Opfer, das gesamte Dorf der Ort mit 1750 Einwohnern musste zwischen 1967 und 1982 dem Braunkohlebergbau weichen. Die Orgel wurde gerettet. Nach ihrem Ausbau wurde die Orgel in der Großdeubener Kirche zunächst eingelagert. 1972/73 erfolgte nach der Restaurierung durch Hermann Eule, VEB Eule Orgelbau Bautzen, der Einbau in die Katharinenkirche zu Großdeuben.

Pfarrkirche St. Georg Neustadt/Harz

Pfarrkirche St. Georg Neustadt/Harz

Friedrich Ladegast baute die Orgel 1876 für die Kirche von Eythra, ein Dorf südlich von Leipzig. Eythra musste zu Beginn der 1980er Jahre dem Braunkohlebergbau weichen und wurde durch den Tagebau Zwenkau überbaggert. 2500 Einwohner verloren ihr Zuhause. Die Orgel wurde 1984/85 umgesetzt und restauriert vom Orgelbauer Norbert Sperrschneider (1951-†2020) und später der Firma Schuster. Die Orgel mit ihren 17 Registern auf zwei Manualen und Pedal wurde am 1. September 1985 in der Pfarrkirche St. Georg Neustadt/Harz eingeweiht.

Dom zu Halle

Dom zu Halle

1799 erbaute der Leipziger Universitätsorgelbauer Johann Gottlob Ehregott Stephani die Orgel für die Kirche des 1968–1971 vom Tagebau Witznitz II weggebaggerten Ortes Kreudnitz bei Rötha.

Die Orgel ist die am Weitesten gereiste in unserem Projekt. Von Kreudnitz aus ging ihre Reise nach Rötha, wo sie zunächst aufgestellt wurde, aber bei der Sanierung der Kirche überflüssig wurde; die Firma Wegscheider baute sie aus. Die drohende Entsorgung konnte nur verhindern werden, weil sie in der Marienkirche Stralsund für Interessenten als Schauobjekt präsentiert wurde. Dort entdeckte Walter Bruhns, der Prorektor der Kirchenmusikschule Halle, sie und holte sie als Leihgabe in den Dom.

Kontakt

Adresse:
Jill Luise Muessig
Arthur-Hoffmann-Str. 45
04107 Leipzig

Kontakt:
01575 – 21 23 767
e-mail: info@jill-luise-muessig.de

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